Daniel Twardowski
Daniel Twardowski

Die ewige Ruhr

 

 

Roman von Daniel Twardowski

 

Was tun, wenn das eigene Haus und die alte Zechensiedlung einem Büro- und Einkaufskomplex weichen soll? Wenn die Verträge fast schon unterzeichnet sind? Wenn man noch dazu seit 50 Jahren tot ist und sich seitdem hauptsächlich mit Shakespeare, Chopin und dem deutschen Fußball um 1966 beschäftigt hat?

    Eduard Naumann jedenfalls, verstorbener Lohnbuchhalter aus Gelsenkirchen, nimmt den Kampf gegen die übermächtige „Neue Zeit“, Immobilien GmbH auf; wobei ihm seine Frau Mechthild, der Bergmann und Taubenzüchter Kowalski und sogar die griesgrämige alte Frau Mahnke, kurzum alle, die bisher im Haus gestorben sind, zur Seite stehen. Denn aufgrund gewisser metaphysischer Dispositionen (die sehr schwer zu erklären sind) müßten sie - wie alle Toten, die ihren Ort verlieren - verschwinden, wenn ihr Haus abgerissen würde. 

    Vor dem Verschwinden aber haben die Toten die gleiche Heidenangst wie die Lebenden vor dem Totsein. Dabei ist letzteres, abgesehen von Umsteigeschwierigkeiten im öffentlichen Nahverkehr, Problemen bei der Beschaffung von Himbeerjoghurt und der schieren Unmöglichkeit, Schalter aller Art zu bedienen, ein gar nicht so unerträglicher Zustand.

    Im Gegensatz zu verschiedenen Theologen, Juristen, Managern usw., die sich überwiegend einem imaginären Alkoholismus ergeben, haben sich Naumanns nämlich im Gelsenkirchener Jenseits gut eingelebt. Da gibt es Tanzabende, Erzählwettbewerbe, wissenschaftliche Vorträge, und insbesondere das Krankenhaus „Bergmannsheil“ hat sich - naturgemäß - zu einem kulturellen Knotenpunkt entwickelt.

    Warum man das Dasein oder Nichtdasein unter philosophischen Aspekten betrachten sollte, was ein Blitzschlag und Günther Netzer damit zu tun haben, und wie all diese (schwer erklärbaren) polydimensionalen Vorgänge Einfluß auf den noch lebenden, aber bereits pen-sionierten Briefträger Harald Naumann und sein eher bärbeißiges soziales Verhalten nehmen - davon berichtet der Roman Die ewige Ruhr.

 

Erschienen als Paperback im Verlag Henselowsky Boschmann, Bottrop 2008 (191 Seiten, 8,01 Euro) und als Hardcover ebd. 2002 unter dem Titel Ewig Gelsenkirchen (167 Seiten, 12,80 Euro) Beide Ausgaben sind leider vergriffen.

 
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© Daniel Twardowski